Eine Führungskraft muss führen – aber wie?

Eine Führungskraft muss führen – aber wie?

Wir kennen alle die Bezeichnung des „geborenen Anführers“. Doch zur Führungskraft wird man nicht geboren – man muss es lernen. Aber was macht eine gute Führungskraft aus?

„Herr Müller, bringen Sie mal bitte den Müll raus und sehen Sie zu, dass Sie spätestens in fünf Minuten wieder da sind und nicht noch eine Zigarette rauchen oder so.“

@artsocks

Eine Ansage, die im vergangenen Jahrhundert noch nahezu zur Tagesordnung gehörte. Eine Führungskraft, in der Hierarchie klar exponiert, begab sich zum „einfachen Arbeiter“ und gab diesem klare Dienstanweisungen. Und wehe er tat nicht, was der Chef ihm befohlen hatte.
Heute gehen Führungskräfte zum Angestellten und sagen: „Also, folgende Aufgabe haben Sie bitte zu erledigen!“ Und dieser antwortet: „Was? Warum? Jetzt? Wissen Sie nicht, was ich alles zu tun habe?“

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich so einiges verändert in Bezug auf Führung im Unternehmen. Führungskräfte stehen vor ganz neuen Herausforderungen, wenn sie mit ihren Mitarbeitern interagieren. Damals gab es klar festgelegte hierarchische Stab- und Linienorganisationen. Führung geschah durch Delegation und Erfolgskontrolle. Der Bereichsleiter berichtete dem Vorstandsmitglied, der Abteilungsleiter stand unter dem Bereichsleiter. Dieser wiederum koordinierte seine Teamleiter, welche die Anweisungen an das „arbeitende Volk“ weitergaben. Eine Anweisung von oben war Gesetz, das System dementsprechend statisch, nahezu doktrinär.
Steve Jobs soll mal gesagt haben: „Ich stelle doch keine klugen Leute ein, um denen zu sagen, was sie zu tun haben. Ich stelle kluge Leute ein, damit sie mir sagen, was wir zu tun haben!“
Und das ist der Punkt, wie wir heute idealerweise Führung im Management gestalten. Wir begegnen den Menschen mindestens auf Augenhöhe. Dennoch muss ich natürlich führen. Wenn wir jetzt aber als Führungsinstrument nicht mehr die Hierarchie nutzen, was haben wir denn dann eigentlich noch zur Hand? Sie werden es ahnen: Rhetorik.

Mitarbeitergespräche sind wichtig für deren Motivation

Die Gallup-Studie präsentiert jährlich Zahlen, Daten und Fakten im Rahmen einer Studie zur Arbeitsplatzqualität. Die Forschungsergebnisse liefern interessante Erkenntnisse: Deutsche Unternehmen könnten beispielsweise 105 Milliarden Euro mehr Gewinn pro Jahr machen – die mangelnde Kompetenz der Führungskräfte ist es, die dem Ganzen im Weg steht. Häufig ist die Art und Weise, wie die Führungskraft führt, ausschlaggebend für einen Kündigungsgrund. In Hinsicht auf Motivation und Produktivität der Mitarbeiter wäre es essentiell, Gespräche mit den Angestellten zu führen. Laut einer Umfrage findet in der Realität diese Tatsache nur wenig Beachtung – lediglich 56 Prozent der Befragten gaben an, regelmäßig mit ihren Vorgesetzten über Leistung und Arbeit zu sprechen.

@TSUNG-LIN WU

Stellen Sie sich den neuen Herausforderungen

Zur Führungskraft wird man nicht geboren. Es ist jedoch erlernbar. Um erfolgreich Mitarbeiter zu führen, benötigt es viele Kompetenzen. Wir geben Ihnen hilfreiche Tipps, mit denen Sie den heutigen Ansprüchen gerecht werden und Ihre Mitarbeiter professionell führen.

1. Anerkennung

Mangelnde Anerkennung der geleisteten Arbeit eines Mitarbeiters kann häufig zu zurückgehendem Engagement führen. Achten Sie daher darauf, regelmäßig Lob auszusprechen. Wenn es zu Kritik kommt, sollte diese konstruktiv an der Sache erfolgen und nicht an der Person. Für viele Mitarbeiter ist es wichtig Sinn in ihrer Arbeit zu finden, daher sollten Sie diesen Raum zur Selbstverwirklichung lassen, sodass die Mitarbeiter ihre eigenen Ziele verwirklichen können. Dies bedeutet keinesfalls, dass Sie sich als Führungskraft zurückziehen müssen. Sie bestimmten vorher die Richtung, regen Ihre Mitarbeiter zum Arbeiten an und inspirieren diese. Diese kontinuierliche Inspiration und Motivation der Mitarbeiter macht eine gute Führungskraft aus.

2. Feedback geben und nehmen

@cartoonresource

Feedback ist sehr wichtig. Nur ist Feedback etwas, das wir im Leben leider nicht oft genug bekommen. Stellen Sie sich vor, ein neuer, frisch eingestellter Mitarbeiter kommt nach einem Meeting zu Ihnen und gibt folgendes Feedback : „Ich wollte mal Rückmeldung geben zu dem Meeting. Bei der Einleitung haben ziemlich wichtige Fakten gefehlt. Wie Sie moderiert haben war katastrophal, es gab keine Struktur. Außerdem haben Sie überhaupt keine To-do-Liste festgelegt. Ich würde mir wünschen Chef, dass Sie zukünftig ein bisschen daran arbeiten.“ Seien Sie ehrlich: Wie würden Sie auf dieses Feedback reagieren?
Nettigkeiten sind selten wahr und Wahrheiten sind selten nett! Wir haben keine gute Feeback-Kultur in Deutschland. Das liegt daran, dass wir hinter Feedback oftmals versteckte Motive entdecken. Wir geben Feedback gar nicht um der Sache wegen, sondern weil wir uns in Position bringen, in den Mittelpunkt spielen wollen. Schlechtes Feedback ist oftmals der Grund für kommunikative Missverständnisse, die bei Mitarbeitern Frust auslösen. Richtig Feedback zu geben und zu nehmen kann jedoch erlernt werden. Bereits mit einfachen rhetorischen Methoden können Sie viel ändern. Dann wird aus Frust ganz schnell Motivation.

  • Sprechen Sie klar, verbindlich und knapp. Vermeiden Sie Konjunktive.
  • Beginnen Sie beim Feedback mit den positiven Aspekten und üben Sie dann konstruktive Kritik aus.
  • Kritisieren Sie nicht nur. Bieten Sie auch Lösungen an, wie es zukünftig besser gemacht werden kann.
  • Formulieren Sie Ihre Sätze aus der Ich-Perspektive: “Ich habe den Eindruck, dass Sie…” UND vermeiden Sie die Du-Perspektive: “Du hast bzw. Sie haben…”
  • Formulieren Sie Negatives positiv. Einer Ihrer Mitarbeiter hat eine ihm aufgetragene Aufgabe nicht abgeschlossen. Anstatt zu sagen: „Wieso haben Sie das nicht geschafft?“ Fragen Sie ihn: „Was haben Sie bisher erreicht? Wie viel Zeit benötigen Sie für die restlichen Aufgaben?“
  • Beziehen Sie Ihren Mitarbeiter mit gezielten Fragen in das Gespräch ein: “Wie sehen Sie diesen Punkt?”

 

3. Geistig forden und fördern

Die alltägliche Routine kann durchaus zu Langeweile und Resignation von Mitarbeitern führen. Daher sollten Sie unbedingt Ihre Mitarbeiter geistig fordern und fördern. Belohnen Sie die Angestellten für ihre individuelle Leistung und schlagen Sie diesen passende Weiterbildungsmöglichkeiten vor. Davon wird nicht nur der Mitarbeiter profitieren – sondern auch Sie! Wenn Sie zudem merken, dass einer Ihrer Mitarbeiter unterfordert ist, ändern Sie seinen Aufgabenbereich. Vergesse Sie aber nicht: Die Kommunikation ist das A und O – wenn Sie nicht mit Ihren Mitarbeitern kommunizieren, ist es schwierig Missstände aufzudecken!

4. Arbeitsklima

Ein gutes Arbeitsklima ist eine der wichtigsten Grundlagen für erfolgreiche Führung. Daher sollten Sie darauf achten, dass Sie alle Mitarbeiter gleich behandeln, beispielsweise, wenn es um Arbeitszeiten oder Pausen geht. Aber ist es möglich alle Mitarbeiter gleich zu behandeln? Nein. Vor allem, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Achten Sie darauf, dass sich kein Mitarbeiter vernachlässigt fühlt. Das ist Ihre Aufgabe, die Ihnen keiner abnehmen darf! Helfen Sie bei der Lösung von Konflikten. Versetzen Sie sich in die Betroffenen und versuchen Sie eine Lösung zu finden, die beiden Konfliktparteien zusagt. Eine gute Führungskraft zeichnet aus, dass sie genau weiß, wie sie mit den einzelnen Mitarbeitern umgeht. Teamwork hilft, dass Mitarbeiter die Stärken und Schwächen des anderen herausfinden, wodurch sie sich auch besser verstehen lernen. Üben Sie keineswegs Druck aus, sondern belohnen Sie gute Leistungen sowie besondere Kreativität.

5. Führen mit Gesprächen

Starten Sie ein Gespräch mit Ihren Mitarbeitern mit möglichst freundlichem Smalltalk. Von Vorteil ist es immer, wenn Sie diesen mit persönlichen Dingen einleiten. Erzählen Sie beispielsweise, was Ihnen heute Morgen passiert ist, oder am Abend zuvor. Während des Gesprächs sollten Sie immer ruhig sprechen und natürlich wirken. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig Emotionen zu zeigen. Denn so wirken Sie nicht wie eine starre emotionslose Führungskraft, die sich eigentlich nicht für die Interessen ihrer Angestellten interessiert. Zeigen Sie stets Interesse am Mitarbeiter, stellen Sie ihm präzise Fragen und ganz wichtig: Hören Sie dem Mitarbeiter zu! Denn durch aktives Zuhören können Sie die Haltung Ihres Gegenübers herausfinden. Versucht er Ihren Fragen auszuweichen, formulieren Sie die Frage so um, dass er nicht mehr ausweichen kann. Schauen Sie im Verlauf des Gesprächs nicht ständig auf die Uhr und überlassen Sie ihrem Gegenüber das letzte Wort.
 
Zurückliegend haben wir Ihnen einige Werkzeuge präsentiert, die Ihnen im beruflichen Alltag helfen werden. Aber wie so immer, kommt es darauf an, wie wir diese Werkzeuge einsetzen. Wir neigen dazu, unseren Werkzeugkoffer immer herauszuholen, wenn wir uns in vergleichbaren Situation befinden.
Letztlich gilt es immer zu bedenken: Wir haben es im beruflichen Alltag mit Menschen zu tun. Menschen sind verschieden und so müssen wir als Führungskraft auf jeden individuell eingehen.

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